Zwei Blocks Stadt
„Zum Mitnehmen!“ aus labbrigem Karton.
Och, nö, lass mal.
Ungewollte Trottoir-Rendezvous.
Laugenbrezel – halb gegessen, voll durchweicht.
Reiswaffelschnitzeljagdspur.
Wo das wohl hinführt?
Überflussgesellschaft.
E-Scooter, nur außen grün.
Serienmäßig quer im Weg.
Hoppla, jetzt komm ich:
Hedonismus in the House!
Äh, geht’s noch?
Klar: im Slalom drumrum.
Gehsteig-Geraffel.
Lieferando und Just Eat,
flinke Gorillas auf 20 Zoll.
Adipositas für alle! Frei Haus!
Trinkgeld: Ablass für unsere Trägheit.
Lindert die Folgen – nur unzureichend.
Paketdienst, vielfach gelb.
E-Scooters großer Bruder.
Knallende Schiebetüren, Dieseldunst.
Die Logistikriesen kämpfen
um Kurzzeitparkplätze
in unseren Einfahrten.
Brot, Zeug und Spiele –
das Volk hat‘s bestellt.
Hermes, Prime und DHL
hupen und stinken um die Wette.
Vier Töne vor allen Türen:
„Da-da-da-da“.
Des Paketboten Scanner,
fröhlich die Tonleiter rauf.
In Wahrheit der Abgesang:
auf lebenswerte Innenstädte und
babbeln bei Besorgungen.
Die City ist geliefert.
Apropos Bubble: AirPod-Smombies.
Lebensformen aus anderen Welten.
Kein Blickkontakt. Niemals.
Zombie. Muss. Weiterstolpern.
Zwischenmenschliche Gesten –
laufen ins Leere.
Immerhin: Private Telefonate
dürfen jetzt alle mithören.
Weil konsequent über Lautsprecher.
Tiktok, Youtube, Sprachnachricht –
klar, mach doch noch lauter!
Wer will all das wissen?
Obacht, Biotonne voraus!
Gehwegmittig. Natürlich.
Lecker süßlich-modrig.
Zwei Tage zu spät, fünf zu früh?
Egal. Wird amtlich markiert:
Hund hebt Bein.
Strafe muss sein.
Hundescheiße, häufig verteilt.
Kaugummi, Kippen, Kacke –
Asphaltgold im Profil.
Glasflasche, vielfach zerbrochen.
Geflügeldöner, eilig erbrochen.
Mit alles. Mahlzeit.
„Da-da-da-da“,
Großstadtjungle-Jingle.
Allgegenwärtig. Alltäglich.
Außer sonntags. Dann Kirchenglocken.
Mal hören, wie lange noch.
Sperrmüll, wild:
Aus den Augen, aus dem Sinn.
Dafür unter aller Augen.
„Zu verschenken“-Zettel
wider das schlechte Gewissen.
Nicht mal geschenkt.
Allgegenwärtiger Grasgeruch –
legal, illegal, eh egal.
Parkhauseinfahrt, Buchsbaumhecke –
jetzt immer öfter mit Urin-Odeur.
„Ey du laberst!”
„Oh my goooood! Ischwöre!“
Giggelnde Girlies. Pubertiere.
„Bruda, bist du behindert?“
„Chill mal, du Opfer.“
Hirnreduzierte Halbstarke.
Und überhaupt: ACAB!
Außerehelich, alle. Safe.
Ich sach mal so: MUAH!
Most Ultras Are Hohlbrötchen.
In your North-Face!
Baulärm, Kehrmaschine, Laubbläser.
Urbaner Umweltstress.
Rhönring-Blechkolonne,
kaum zu überwinden.
Menschengemachte Lava.
stinkend, toxisch, zäh.
Über-flüssig.
Hupen? Unbedingt!
Wer lauter hupt, hat recht.
Ohnmächtige Aggressionsabfuhr.
Blinken? Für wen?
ICH weiß doch, wo ich hinwill.
Ey, Tempo 30 nervt.
Dann aber Vollgas bis zur Ampel.
Geltungssucht.
Die Dummen sterben nicht aus.
Sie vermehren sich, rasend.
Bis es wieder kracht.
Dann Tatütata: Einsatz für Martin,
der mit dem Horn.
Eins-eins-null und eins-eins-zwo.
Toppt jede Soundanlage.
Ohrenbetäubend.
Endlich, das grüne Plätzchen im Viertel.
Aufatmen. Nur kurz.
Hecke stinkt wie ein Klowagen.
Ein ausgedienter Weihnachtsbaum,
zwei Einkaufswägen,
ein Kubikmeter Sperrmüll.
Flaschen, Kippen, Chipstüten
auf und hinter Bänken.
Haribo macht Ratten froh.
Schön hier!
Pfandfischen im Mülleimer –
gewöhnlich gewordene Armut.
Wenn jeder an sich denkt,
ist an alle gedacht.
Klappt ja schon prima.
Und wird bestimmt noch super.
Asozial.
„Zum Mitnehmen?“
Danke, bin schon.
Keinen Block mehr.
Ich bin dann mal: Land.
April 2025